AmaRa

22.03.2017

 

Amara schläft gerade nach einem aufregenden Tag und ich habe ein wenig Zeit, um von ihr zu erzählen. Sie lebt jetzt fast genau drei Monate bei mir in Wien – und hat mein Leben ordentlich auf den Kopf gestellt.

 

Amara ist mutig. Als sie ein kleiner Welpe war, hatte sie Angst vor Neuem. Als ihr Vater Linné zu Besuch kam (an dem Tag war ich auch da) war sie eine Staubwolke. Die anderen Welpen waren da viel furchtloser, einige (Aiko!) sogar richtig unerschrocken und frech. Amara war dieser riesige fremde Hund unheimlich. Heute ist sie ganz anders. Sie ist im Umgang mit anderen Hunden sehr selbstbewusst geworden (manchmal schon etwas zu forsch). Linné haben wir inzwischen oft getroffen, er ist ihr großes Idol. Sie läuft ihm immer nach und will seine Aufmerksamkeit. Leider beachtet er sie meistens nicht wirklich. Aber irgendwann wird sie es schaffen, dass er mit ihr spielt! Ich freue mich schon darauf!

 

Amara kommt mit dem Leben in der Stadt bewundernswert klar. Befahrene Straßen machen ihr nichts aus und mittlerweile kennt sie Menschen in allen erdenklichen Erscheinungsformen. Mit Kinderwagen, mit Kind vorm Bauch (da schaut sie immer besonders interessiert), mit Regenschirmen, mit Rollkoffern, mit Krücken, mit Inlinern, mit Skateboards, joggend, walkend, torkelnd. Auch wenn sie sich manchmal noch kurz erschreckt, insgesamt ist sie cool. Auch auf sämtlichen Untergründen. Asphalt (Amara ist die einzige Glückspfote, die immer schon freiwillig auf Asphalt gemacht hat – ein großer Vorteil für einen Stadthund), Gitter, Brücken. Amara geht über alles und freut sich, Neues auszuprobieren. Sie schaut mich dann mit stolz gereckter Brust an und ich spüre, dass ich auch mit stolz gereckter Brust weiter gehe. Denn ich bin unglaublich stolz auf sie!

 

Amara ist verfressen. Vor allem draußen. Nichts ist vor ihr sicher. Da ist sie mehr Labrador als Eurasier. Und ich bin eine Schnecke. Sie hat die feine Nase ihres Vaters geerbt – sie findet alles. Besonders gerne Pizza. Aber auch diverse „Köstlichkeiten“ von McDonalds werden begeistert verzehrt. Wir kämpfen dann um ihre Beute – aber ganz ehrlich, ich stehe auf verlorenem Posten (und zähle die Tage, bis wir in der Hundeschule lernen, „aus!“ zu geben).

 

Amara ist eigenwillig. So verfressen sie draußen ist, drinnen kann sie ganz schön mäkelig sein. Ihr abendliches Fleisch, das liebt sie heiß. In wenigen Sekunden ist es weg. Aber wehe, ich will ihr Trockenfutter geben. Dann ist sie durchaus in der Lage, sich vor den vollen Napf zu legen und mich aus großen Augen anzuschauen, in denen sichtlich die Frage steht, was ich mir dabei denke, ihr sowas vorzusetzen, und wo in aller Welt ihr Fleisch bleibt.

 

Amara hat, ich habe es schon erwähnt, eine phantastische Nase. Sie erschnüffelt alles. Und sie schnappt sich alles. Besonders schön ist es, wenn sie auf mich zustürmt und ich mich freue, weil mein Hund mich liebt – sie aber nur mein Taschentuch aus meiner Tasche stehlen möchte. Sie liebt Taschentücher, die kann man so wunderbar zerfetzen. Auch wenn wir draußen sind (und sie nicht gerade auf Futtersuche ist), erbeutet sie gerne „schöne“ Dinge. Eines ihrer besten Beutestücke war ein giftgrüner, transparenter Damenslip. Schwupps ist sie damals unter ein Auto gekrochen (damals war sie noch kleiner und schlanker als heute – und ich unvorbereitet) und hat das Ding hervorgeholt. Ich bin aus allen Wolken gefallen. Und möchte nicht wissen, wie es dahin gekommen ist… Ich habe es ihr abgenommen und es mit spitzen Fingern den gefühlt endlosen Weg zum nächsten Mistkübel geschleppt. Dass ich sehr viele irritierte Blicke geerntet habe, als ich mit giftgrünem, transparenten Damenslip in der einen, aufgeregt selbigen erobern wollendem Hund an der anderen Hand um den Block marschiert bin, brauche ich nicht zu erwähnen.

 

Amara ist klug. Sie lernt unglaublich schnell. In der Hundeschule ist sie (wenn sie möchte) die allerbeste. Wir hatten anfangs große Probleme mit dem An- und Ableinen – aber ganz schnell hat es bei ihr „klick“ gemacht, und dann ging es auf einmal. Mit Pfotenabwischen war es dasselbe. Natürlich lernt sie auch Dinge, die sie besser nicht lernen sollte, sehr, sehr schnell. Und sie versteht es sehr gut, mich um den Finger zu wickeln. Ich gebe es zu, sie hat mich voll im Griff.

 

Amara hat ein gutes Gedächtnis. Einer meiner schönsten Momente mit ihr war das Glückspfoten-Familientreffen am 11. März bei uns in Wien (drei Junghunde und ein erwachsener Hund mitsamt dazugehörigen Menschen in meiner Wohnung hätte ich mir davor nicht vorstellen können;  aber es hat funktioniert (und wir waren danach noch im Grünen)). Genauer: ein bestimmter Moment eigentlich noch davor. Der Moment, in dem Amara Claudia, ihre wunderbare Züchterin (auch wenn wir es immer wieder sagen, hier nochmal: Danke für alles, Claudia!!!) nach über zwei Monaten wieder erkannt hat. Wir hatten gerade Aiko samt Besitzern und Claudias Tochter in einem Gasthaus abgeliefert und waren mit Bruder Amadeo und Mama Emma unterwegs auf eine kleine Wiese zwecks Gassiganges (wir erinnern uns: es machen ja nicht alle Hunde auf Asphalt). Und als wir um ein Eck bogen und Amara endlich genau geschaut hat, wer da eigentlich mit uns mit marschiert – hat sie Claudia erkannt. Sie hat sich so unglaublich gefreut! In Amaras Reaktion auf Claudia hat man die Liebe, mit der sie aufgezogen wurde, gesehen.

 

Amara ist fotogen. Ein paar Beweise gibt es unten. Sozusagen ein kleines "best of" ihrer ersten drei Monate bei mir.

 

Amara ist lieb. Der liebste Hund, den ich mir vorstellen kann. Ich werde sie jetzt ein bisschen kraulen und beende darum diesen Eintrag.